Beate Uhse: Gewinnwarnung garniert mit absehbarer Finanzrestrukturierung

Beate Uhse Aktiengesellschaft: Gläubigerversammlung stimmt Insolvenzplan zu - wichtiger Meilenstein in der Sanierung der Unternehmensgruppe
Foto @ Beate Uhse AG

Nach gefühlt unzähligen Restrukturierungsmaßnahmen werde bei der kriselnden Beate Uhse AG nun, wenig überraschend, ein neuer Sanierungsversuch vorbereitet: So soll eine Kapitalspritze von Investoren unter Einbeziehung einer möglichen Anleiherestrukturierung Abhilfe schaffen – ist das die nachhaltige Wende für den lange Zeit am Onlinetrend vorbei operierenden Erotikkonzern?

Wie der traditionsreiche Erotikeinzelhändler am Vormittag mitteilte, könne die 2016er(!) Umsatz- und Ertragsprognose nicht eingehalten werden. Nach Abberufung Finanzvorstands im Juni habe Neu-CEO/-CFO Michael Specht unter Mithilfe einer Beratungsgesellschaft das gesamte Finanzressort auf den Prüfstand gestellt. Im Zuge der Arbeiten stellte sich u.a. heraus, dass die Prognosen für 2016 unterschritten werden. Statt eines Umsatzes zwischen 105 bis 110 Mio. EUR dürfte dieser „durch einen fehlerhaften Ausweis von Umsätzen durch den ehemaligen CFO“ voraussichtlich nur bei 103 Mio. EUR liegen.

Infolge der Aufarbeitung der Dokumentation – man habe beinahe den Eindruck, bei Beate Uhse herrschte bis dato völliges Chaos im Finanzressort, das erst jetzt beseitigt wird?! – hätten sich zudem wesentliche Bewertungseffekte ergeben. Durch Abwertungen im Zuge von Werthaltigkeitstests werde der EBIT-Verlust voraussichtlich um -5,4 Mio. EUR auf -6,2 Mio. EUR korrigiert – der prognostizierte Korridor von -1 bis 2 Mio. EUR werde dementsprechend deutlich verfehlt.

Beate Uhse Aktiengesellschaft: Gewinnwarnung; mögliche Restrukturierung von Anleihen- und Aktienkapital; Verzögerung im JahresabschlussEs würde kaum überraschen, wenn künftig noch weitere Korrekturen bei den Geschäftergebnissen vorgenommen werden müssen. Zu klären ist in diesem Zusammenhang, ob und inwieweit hierfür das (ehemalige) Management zur Verantwortung gezogen werden kann/muss?!

Parallel führt Beate Uhse derzeit Gespräche mit einer Investorengruppe über einen Einstieg unter Einbeziehung einer möglichen Anleiherestrukturierung, ggf. mittels Debt-to-Equity Swap (DES), verbunden mit einem Kapitalschnitt.

Ziel ist, die gegenwärtig bestehende angespannte Finanzlage und der für die nächsten Monate erwartete zusätzliche Liquiditätsbedarf im oberen einstelligen Millionenbereich zu sichern. Auch Eigenkapitalmaßnahmen werden hierfür ins Auge gefasst.

Die genannten Aspekte verzögern die Fertigstellung des Jahresabschlusses 2016, sodass derzeit mit der Fertigstellung bis zum 15.12.2017 gerechnet wird. Hieraus resultiert auch die Verschiebung der HV für das Geschäftsjahr 2016 auf das erste Quartal 2018.

BEATE UHSE AG 2014/19 (WKN: A12T1W)

BEATE UHSE AG 2014/19 (WKN: A12T1W)

Ob und inwieweit die Rekapitalisierung jedoch Früchte tragen wird, ist auch abhängig von der Kommunikation und Transparenz der angestrengten Maßnahmen – insbesondere, wenn die Anleihegläubiger mit einbezogen werden sollen. Auch ein Sanierungsgutachten mit bestätigter Fortführungsprognose wäre in diesem Zusammenhang durchaus hilfreich.

Die ausstehende 7,75%-Unternehmensanleihe 2014/19 (WKN: A12T1W) über nominal 30 Mio. EUR ging zuletzt zu 22% über die Theke.

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